Presse-Informationen

München, den 13. März 2008

Pressevorbericht April-Auktionen 2008

Mit vier Spezialauktionen und der gleichen Anzahl an Katalogen beginnt Hampel Kunstauktionen die Saison 2008. Geboten werden jeweils in einem Spezialkatalog Möbel und Einrichtung, Gemälde Alter Meister und des 19. und 20. Jahrhunderts, Russische Kunst und eine Allgemeine Kunstauktion.

Gemälde Alter Meister und Gemälde des 19. Jahrhunderts

Die Gemäldepartie Alter Meister ist besonders hochwertig bespielt. Ein Highlight, das dreifigurige Ölgemälde „Die Taufe Jesu am Jordan", stammt von dem Tizian-SchülerParis Bordone (1500-1571). 1947 wurde das Gemälde in der Ausstellung „Pittura Veneta - prima mostra d´arte antica delle racolte private veneziane", einer Exposition mit venezianischer Kunst aus Privatsammlungen, gezeigt und im gleichnamigen Katalog mit Abbildung veröffentlicht (dort Kat.Nr. 32, Abb. Tafel 29, mit Expertise von Prof. Egidio Martini). Es wird in einem prächtigen Spätrenaissance-Rahmen mit einer Taxe von 300.000-350.000 Euro angeboten. Papst Leo X, geboren als Giovanni de Medici, war der zweitälteste Sohn von Lorenzo il Magnifico, dem großen florentinischen Förderer der Wissenschaften und der Künste. Sein Sohn wurde 1513 zum Nachfolger von Papst Julius II ernannt und in Porträts von den berühmtesten Künstlern seiner Zeit festgehalten. Das Porträt von Leo X aus der Gemäldeofferte in Öl auf Pappelholz wird dem italienischen Manieristen Jacopino del Conte (1510-1598) zugeschrieben. Es wurde 2005/2006 in der Ausstellung „Papi in Posa - 500 anni Ritrattistica Papale" im Washingtoner D.C. Pope John Paul II Cultural Center ausgestellt und im begleitenden Katalog von Francesco Petrucci beschrieben, ferner ganzseitig publiziert (Taxe 200.000-300.000 Euro). Aus der oberitalienischen Kunst des 16. Jahrhunderts wartet eine „Sacra Familia" von Benedetto Caliari (1538-1598), dem jüngeren Bruder von Paolo Caliari, genannt Paolo Veronese, auf ihren neuen Besitzer. Benedetto Caliari war zeitlebens Werkstattleiter seines berühmteren Bruders und hat mit seinen Geschwistern viele Werke von Paolo Veronese fertig gestellt und auch wiederholt. Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich laut Gutachten von Ziro vom 2.2.2007 um eine Werkstattwiederholung Benedettos nach dem gleichnamigen Bild von Paolo Veronese in den Uffizien (Taxe 90.000-100.000 Euro).

Frühe niederländische Malerei wird mit der mehrfigurigen „Kreuzabnahme" vor einer weiten felsigen Landschaft geboten, die eine Wiederholung eines der Hauptwerke von Roger van der Weyden (1399/1400 Tournai - 1464 Brüssel), ausgeführt von der Werkstattnachfolge, ist. Das Hauptwerk, das im Hintergrund von dieser Ausführung in den Landschaftsdetails abweicht, befindet sich heute im Prado in Madrid, weitere Varianten des Themas in Zeichnung und Malerei gibt es im Cabinet de Dessins im Louvre und im Getty Museum (Taxe 120.000-160.000 Euro). Von dem überwiegend in Neapel aktiven Maler Paolo di Matteis (1662-1728) gibt es den „Jugendlichen Heiligen Johannes Baptist" zu ersteigern, mit dem jungen Täufer in einer virtuosen Pose „a la maniera" als Sitzfigur im Vordergrund. Das Gemälde wird in das von Prof. Latuada in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen (Taxe 70.000-80.000 Euro).

Aus einer Mailänder Privatsammlung stammt die aquarellierte und lavierte, in Bister gehöhte Zeichnung in Tusche und Sepia „Scena di un sacrificio" (Opferungsszene) von Francesco Guardi (1712-1793). Die auf eine biblische Darstellung zurückgehende mehrfigurige, günstig mit einer Taxe von 30.000-35.000 Euro angesetzte Szene vor einem Brandopferaltar im Mittelpunkt ist im Werkkatalog von Francesco Guardi mit Abbildung aufgeführt (Antonio Morassi, Guardi, Venedig 2006, Kat.Nr. 120, Abb. Nr. 122).

Eine Porträtstudie, betitelt „Le casque prussien", zu Deutsch, „Der Preußische Helm" von Edouard Manet (1832-1883) führt die Malerei des 19. Jahrhunderts an. Bei dieser gekonnt flüchtigen Skizze in Öl auf Leinwand handelt es sich um eine Porträtstudie zu Rudolph Leenhoff, dem Schwager von Manet. Die preußische Pickelhaube von 1870/71 ließ wohl spannende Fehlinterpretationen zu! „Der Preußische Helm", vom 25. April bis zum 1. Mai 1876 im Rahmen einer Ausstellung im Atelier Manets in der Rue de St. Petersbourg gezeigt, wurde von einem Besucher irrtümlich als „superbes Portrait Bismarcks" interpretiert. Mit handschriftlicher Expertise von Maurice Malingue aus Paris als authentisch ausgewiesen und im Werkverzeichnis des Künstlers abgebildet und beschrieben, ist die Arbeit auf 150.000-170.000 Euro geschätzt.

Weitere wichtige Lose gehen aus der holländischen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts hervor. Eine weite Polderlandschaft mit einem vereisten Flusslauf und spielenden Kindern im Vordergrund stammt von Frederik Marinus Kruseman (1816-1882) und ist mit „Eisvergnügen in einer holländischen Landschaft" betitelt. M. van Heteren, der Autor des Kruseman-Werkverzeichnis, führt das Gemälde auf Seite 201 auf (Taxe von 120.000-140.000 Euro). Weiter durch die „Eisvergnügen", abermals auf einem zugefrorenen Fluss, führt der in Brüssel geborene Maler Charles Leickert (1818-1907). Leickerts stimmungsvolle Szenerie im Spätmittaglicht mit pointiert gesetzter Figurenstaffage beläuft sich auf eine Taxierung von 75.000-80.000 Euro. Eine spätsommerliche romantische Waldlandschaft von Charles Leickert (1818-1907) führt über einen Feldweg im Vordergrund in einen kühlen Eichenwald (mit Expertise von Prof. Dr. Heinz Rudolph, Düsseldorf, 1991, Taxe 35.000-40.000 Euro).

 

Russische Kunst

Breit gefächert ist die Auktion Russische Kunst, in der Malerei von der frühen Avantgarde bis zur Zeitgenössischen Kunst zu erwerben ist. Ausgesuchte kunstgewerbliche Arbeiten ergänzen das Angebot. Eine Sammlung von Ölgemälden von Aleksandr Grigor‘evich Tyshler (1898-1980) bildet den Kern der Offerte. Tyshler studierte in Kiev und war unter anderem im Studio von Alexandra Exter tätig, anschließend arbeitete er als Maler und Direktor an Bühnen in Moskau. Da er keine Möglichkeiten hatte, seine Malerei der Öffentlichkeit zu präsentieren, konzentrierte sich Tyshler zunächst vor allem auf seine Arbeit als Bühnenbildner. Sein malerisches Werk, das sich zwischen einer expressionistischen und surrealen Bildgestaltung bewegt und Eingang in renommierte Sammlungen wie die Tretiakov Galerie fand, wird heute als wichtiger Teil der inoffiziellen Kunst nach 1945 in der ehemaligen UdSSR bewertet. Zur Gemäldeofferte in der Auktion gehören u.a. Tyshlers „Reiterin" von 1976 (Taxe 300.000-350.000 Euro), die „Junge Frau mit Blumen" von 1966 (Taxe 270.000-300.000 Euro), der „Zirkus" (Taxe 60.000-80.000 Euro) und die „Landschaft" von 1954 (Taxe 35.000-40.000 Euro). Zweiter Vertreter aus der so genannten inoffiziellen Kunst in Moskau zu UdSSR-Zeiten ist der 1934 geborene, ebenfalls gegenständlich arbeitende Oleg Tselkov, der sein Heimatland 1977 verlassen musste. Oleg Tselkov, heute in Paris lebend, war wie viele seiner Zeitgenossen gezwungen, im Untergrund zu arbeiten und zeigte seine Kunst in Privatwohnungen oder wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen. Wichtig für sein Kunstschaffen wurde die Auseinandersetzung mit der Malerei des Surrealismus, die noch in seinen aktuellen Arbeiten lesbar ist. Zu seinem bevorzugten Motiv, dem menschlichen Gesicht, kam er durch einen Zufall. „Ich malte eine Art Porträt. Das aber war kein Porträt einer bestimmten Person, sondern das von Jedermann, äußerst gewöhnlich und vertraut". Seine formreduzierten, sehr ausdrucksstarken „Porträts" setzt Tselkov vor fast monochrome, farbintensive Hintergründe. Toplos der Reihe seiner Arbeiten in der Auktion ist das Ölgemälde „Die fünf mit den Scheren" aus dem Jahr 2002, das mit einer Schätzung von 225.000-250.000 Euro angeboten wird.

Zu den Klassischen Arbeiten der Russischen Avantgarde zählen eine konstruktivistische, auf 130.000-150.000 Euro taxierte Komposition von Jean Pougny (1894 - 1956), ein „Suprematisches Relief" von Nikolai Mikhailovitch Suetin (1897-1945), das bei 60.000-80.000 Euro den Besitzer wechseln soll, und der „Jüdische Uhrenmacher" von Natan Isaevich Altman (1889-1970) aus dem Jahr 1919 (Taxe 60.000-80.000 Euro). Gemälde von Natalia Goncharova, Konstantin Alexeievitch Korovine, Nedajda Udaltsova runden die Offerte ab. Glanzstück unter den kunstgewerblichen Losen ist ein rund 50 cm hoher imperialer Fabergé-Leuchter-Tafelaufsatz des Fabergé-Werkmeisters Aleksandr A. Smirnov von 1894 (Marken, Taxe 600.000-800.000 Euro).

 

 

Allgemeine Kunstauktion

Ein musealer römischer Sarkophag aus Marmor und eine waagerechte barocke Augsburger Tischuhr sind die Höhepunkte der Allgemeinen Kunstauktion. Der römische, auf das 3. Jahrhundert nach Christus datierte Sarkophag ist mit an der Vorderseite nahezu vollplastischen Reliefs verziert. Im Zentrum, gefasst in ein Rundmedaillon, befindet sich die Büste der Verstorbenen, die zu jeder Seite von zwei jugendlichen Genien und zwei hohen Krater-Vasen flankiert wird. Die Genien sind durch ihre Attribute als Allegorien der vier Jahreszeiten gekennzeichnet, die vier Vasen mit entsprechenden Früchten gefüllt, womit der Sarkophag dem Typus des „Jahreszeiten-Sarkophages" zugeordnet werden kann. Die Provenienzkette nennt u.a. den Marchesen Ugo della Stufa in Signa bei Florenz vor 1743 und folgend die Calpi Collection in Rom, 1938 die Gallery Joseph Brummer in New York. 2007 wurde der Sarkophag im Rahmen der Versteigerung „Property of the Albright-Knox Gallery" bei Sotheby´s in New York verkauft (Taxe 300.000-350.000 Euro).

Die waagrechte Augsburger Tischuhr von 1630 mit Eintag-Gehwerk in einem feuervergoldeten, quadratischen Gehäuse mit floral graviertem Rand ist ein Werk des außergewöhnlich begabten und tüchtigen Uhrmachers Janus Hans Reinhold, Sohn des Johann Reinhold. Dessen Hauptfähigkeiten lagen in der Konstruktion astronomischer Getriebe, in der Zusammenarbeit in Georg Roll stellte er auch Himmelsgloben her. Das mit „J.H. Reinhold" signierte Exemplar beläuft sich auf eine Taxe von 20.000-28.000 Euro.

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