Presse-Informationen
München, den 28. September 2006
Nachbericht September-Auktionen 2006
Mit fünf Spezialauktionen wurde die Herbstsaison 2006 bei Hampel Kunstauktionen in München beschlossen. Die Offerte umfasste insgesamt fünf Auktionen. Am 23. September kamen Möbel und Gemälde aus dem Altmeisterbereich und dem 19. und 20. Jahrhundert zum Aufruf. Am 23. September standen die Lose der allgemeinen Kunstauktion zu Gebot, ferner Photographien und abschließend die Uhren, darunter historische Exemplare und aktuelle Armbanduhren aus weltweit führenden Uhrmacherhäusern.
Mit der Photographie, die wie alle Auktionen in einem gesonderten Katalog präsentiert wurde, betrat Hampel Kunstauktionen Neuland. Ein Schwerpunkt lag auf erotischen Aufnahmen von Helmut Newton, die weitere Auswahl konzentrierte sich auf klassische Ikonen der Photographie und gesuchte Zeitgenossen im hochwertigen Segment dieses Faches. Das Konzept wurde sehr gut angenommen, das Thema soll in Zukunft halbjährlich einen festen Bestandteil des Auktionsprogrammes bestreiten.
Auf der Käuferseite machten sich in den zwei Auktionstagen im Topkundenbereich auf nationalem Gebiet vor allem Süd- und Norddeutschland stark, darunter überwiegend Privatklientel. Unter der internationalen Kundschaft traten die Tschechei, Russland, Italien, Frankreich, Belgien und England sowohl auf Händlerseite als auch auf privater Sammlerseite finanzkräftig hervor. Von dem breiten Möbelangebot mit über 250 Losen hatten es klassische Schönheiten französischer Ebenisten einem süddeutschen Privatkunden angetan. Dieser sicherte sich gleich drei Lose aus der eleganten französischen Möbelkunst des 18. Jahrhunderts. Bis 34.000 Euro ging er für das Bureau-Plat mit der dreizeiligen Stempelsignatur „P/ERI/DIEZ" für den Meisterebenisten Brice Peridiez, der sich um 1737 in Paris niedergelassen hatte (Kat.Nr. 42). In seine Hände wanderte bei 22.000 Euro außerdem das Bureau-Plat des Pariser Ebenisten Bernard, dessen große Lederplatte die Signatur seines Schöpfers trug (Kat. 47). Etwas über zehn Nummer darauf erwarb der Kunde ferner die französische Kommode mit Chinoiserien in Lackdekor, die dem in Paris aktiven Produzenten von Luxusmöbeln Jacques Dubois zugeschrieben worden war. Für sie fiel bei 28.000 Euro Hammer (Kat. 59).
Zur umsatzstärksten Partie unter den Gemälden setzte sich die Malerei des 19. Jahrhunderts durch, allen voran die süddeutschen Schule. Zwei Gemälde des Münchner Malerpoeten Carl Spitzweg standen zu Gebot, die sich süddeutsche Sammler gegen die Interessen des hiesigen Handels sicherten. Aus Spitzwegs bester Zeit stammte das kleinformatige Gemälde „Frühlingsahnen" in Öl auf Karton montiert auf Holz, das in die Zeit um 1848 bis 1850 datiert worden war. Moderat mit einer Taxe von 70.000 Euro ausgewiesen, konnte es seine Schätzung fast verdoppeln und kletterte auf einen Hammerpreis von 130.000 Euro (Kat. 397). Für Spitzwegs „Mädchen mit Strohhut", ein Ölgemälde auf Eichenholz, konnten 33.000 Euro notiert werden (Kat. 396). Auch der Düsseldorfer Malerschule wurden gute Preise bewilligt. Das idyllische „Kinderspiel auf dem Hof vor tiefer Landschaft" von Christian Eduard Boettcher aus dem Jahr 1864 konnte in Höhe seiner Taxe bei 26.000 Euro zugeschlagen werden (Kat. 400). In Höhe der Schätzung ging für Ernst Boschs „Kupferschmied vor der Stadt" bei 24.000 Euro der Hammer nieder (Kat. 421). Vier Telefonbieter hatten sich für die imposante Darstellung des „Königssee" von Carl Millner angemeldet, zwei deutsche und zwei Russen. Für 8.500 Euro nahm ein russischer Kunde das eindrucksvolle, extrem realistische Gebirgsgemälde in atmosphärischer, prächtiger Farbgebung in seinen Besitz (Kat. 406). Die Partie der Alten Meister war besonders hochwertig durch die Einbringung eines Teils einer bedeutenden deutschen Privatsammlung bestückt worden. Drei Tage vor der Auktion mussten diese Lose, aufgrund von internen familiären Streitigkeiten im Bereich des Einlieferers, zurückgezogen werden - dies trotz großer Nachfrage und bereits vorliegenden schriftlichen Geboten, die weit über der Schätzung lagen (u.a. Kat. 268, 269, 272, 274 und 296).
Gute Gebote entlockten vor allem günstig taxierte Gemälde niederländischer und italienischer Herkunft. Das auf 3.500 Euro bezifferte holländische Landschaftsgemälde mit der Szene eines Überfalls im Vordergrund schaffte den Sprung auf 15.000 Euro, die ihm ein französischer Telefonbieter zugestand (Kat. 277). Karel van Manders malerisch sehr differenzierte „Waldlandschaft mit Engel und dem Evangelisten Johannes" entlockte eine Offerte von 17.000 Euro (Kat. 266). Für ein ausdauerndes Bietgefecht sorgte das italienische Landschaftsbild mit Architekturmotiven und reicher Figurenstaffage, das, bei 5.000 Euro aufgerufen, auf 15.000 Euro gehoben wurde. Es wanderte über das Telefon nach Italien (Kat. 276). Ein Münchner Saalbieter bot für das Charles Joseph Natoire zugeschriebene Salonstück mit der Jagdgöttin Diana, der gerade der Kopf des Wildschweins auf einem Tablett dargereicht wird, 18.000 Euro (Kat. 381). Auch deutsche Malerei des 18. Jahrhunderts fand guten Zuspruch. Für das Interieur mit der „Bittenden Mutter" von Johann Eleazar Zeissig, genannt Schenau, hielt ein Kunde im Saal bis 17.000 Euro seine Bieterkarte nach oben (Kat. 305).
Die Photographie-Offerte wurde überdurchschnittlich gut angenommen, die Zuschläge lagen oftmals höher, als in internationalen Auktionen, auch denen des angelsächsischen Marktes. Vor allem Privatkundschaft engagierte sich in dieser Spezialauktion sehr stark. 90 Prozent des Angebotes gingen, und das oftmals über der Taxe, in neue Hände. Ein Schwerpunkt lag auf der erotischen Photographie, die stark durch Helmut Newton vertreten wurde, ferner durch Günter Blum und Guido Argentini oder die französische Zeitgenössin Bettina Rheims. Ihr Cibachrome mit dem Titel „7 November" von 1991-1992 Nummer 10 der 15er-Auflage zog es für ein Gebot von 21.000 Euro in Berliner Privatbesitz (Kat. 1423). Das Los spielte damit den höchsten Zuschlag der Photographie-Auktion ein. Ihm folgte Helmut Newtons „Big Nude III" Henrietta in Paris von 1980, die der Katalogtitel zeigte. Für 17.000 Euro sicherte sich ein österreichischer Kunde den späteren Silbergelatineabzug (Kat. 1351). Ein gutes Ergebnis verbuchte auch Günter Blums surrealer, an Man Ray angelehnter Akt „Grazia" von 1992 für sich (Kat. 1387), die Nummer 2 der 7er-Auflage. Ein Gebot von 14.000 Euro konnten dafür notiert werden. Gut abgesetzt wurden ferner zwei spätere Silbergelatineabzüge von Horst P. Horst, der Klassiker „Mainbocher Corset" für 6.000 und eine „Odalisque" für 7.300 Euro (Kat. 1373 und 1374). Unter den Beispielen der Hollywood-Celebrity-Photographie machte ein Marilyn- Monroe-Motiv von Phillip Halsman aus dem Jahr 1952 das Rennen. Der Silbergelatineabzug von ca. 1970 ging für fast das Doppelte seiner unteren Taxe an einen Berliner Privatkunden, dem er für 7.200 Euro zugeschlagen wurde (Kat. 1382). Mit der fünften Auktion, die den Uhren gewidmet war, wurden am 23. September die Herbst-Auktionen im Haus beschlossen. Das Hauptlos der historischen Zeitmesser, die Augsburger Tischuhr aus dem 17. Jahrhundert von Jeremias Pfaff mit dem außergewöhnlichen Doppelschlossscheibenschlagwerk Grande Sonnerie, erreichte ein Gebot in Höhe ihrer unteren Taxe von 75.000 Euro durch das Interesse eines Münchner Kunden (Kat. 1434). Über das Telefon verkaufte sich der Biedermeier-Musiksekretär mit eingebautem Uhrwerk und Orgelwerk mit Holzpfeifen, der in Wien um 1800 gefertigt wurde. Knapp über seiner oberen Schätzung, bei 46.000 Euro endeten die Bietgefechte um den aufwendig gearbeiteten Musikautomaten (Kat. 1497).
Große Nachfrage bestand, wie schon in der März-Auktion 2006, nach den Herrenarmbanduhren, deren Taxen etwa beim halben Verkaufspreis des Einzelhandels lagen. Vor allem bei männlichen Kunden weckten sie wieder großes Interesse. Bestes Verkaufsresultat in der Auktion erzielte die 2005 von Ulysse Nardin in der Schweiz gebaute Herrenarmbanduhr Platin Modell „Tellurium Johannes Keppler" mit Astrolabium, Tellurium, Monatsangabe und 24-Stundenangabe. Sie wurde als Exemplar 66 einer 99er-Auflage hergestellt. Ihre Funktionen erlauben eine Beobachtung, Messung und Ermittlung der Sonnen- und Sternenzeit und die Demonstration der Bewegung des Mondes um die Erde und der Erde um die Sonne - das alles gab es für einen Hammerpreis von 44.000 Euro (Kat. 1605).
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