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Skulpturen & Antiken
Donnerstag, 21. März 2024

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Pietro Tacca, 1577 Carrara – 1640 nahe Florenz

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Pietro Tacca,
1577 Carrara – 1640 nahe Florenz

FLUSSGOTTHöhe: 39,5 cm.
Breite: 30,5 cm.
Tiefe: 31 cm.

Katalogpreis € 70.000 - 90.000 Katalogpreis € 70.000 - 90.000  $ 75,600 - 97,200
£ 63,000 - 81,000
元 547,400 - 703,800
₽ 6,964,300 - 8,954,100

 

Beigegeben eine Gutachten von Dr. Charles Avery, Historian of Sculpture & Fine Art Consultant Beckenham, Kent, 2.10.2009, in Kopie.

Nach Vorbildern von Giambologna (1529-1608). Bronze, starkwandiger Hohlguss, schwarze Patina. Vereinzelt kleine, für frühe Gussexemplare typische Gussfehler. Die Gestalt eines Flussgottes sitzt in gebückter Haltung mit angezogenen Knien auf einem Felssockel. Der rechte Arm umfängt eine Vase, mit der linken Hand stützt er seinen schweren muskulösen Leib auf einem Felsen ab. Während der Oberkörper nach rechts gewandt ist, hält er seinen gesenkten, langbärtigen Kopf nach links. Diese Kopfhaltung ist gewiss beeinflusst von Michelangelos Werk der Figur „Der Tag“ in der Medicikapelle Florenz. Die Gestalt als Flussgott-Allegorie ist seit der Antike in der Malerei wie in der Plastik durchgehend tradiert. Die stark nach außen gerichtete Mündung der Vase verrät, dass die Figur für eine Brunnengestaltung gedacht ist, wobei aus der Vase Wasser fließen sollte, ein Hinweis des Flussgott-Themas auf Flüsse wie den Tiber in Rom – oder wie hier den Arno. Entsprechend liegt der Vase auch ein Schilfbündel auf.
Die in der Figur hier augenfälligen Gegenbewegungen entsprechen der damals völlig neuen Körperauffassung der figura serpentinata. Sie verleihen nicht nur eine vitale Lebendigkeit, sondern kennzeichnen auch den Stil des Manierismus der Entstehungszeit.
Hauptvertreter der manieristischen Plastik war Giovanni da Bologna (1529-1608), bei dem auch Pietro Tacca bereits 15-jährig als Mitarbeiter gelernt hatte. 1599 wurde er schon in die Maler- und Bildhauerzunft aufgenommen, und als der damalige Meisterschüler Pierre Franqueville das Atelier verließ, trat Tacca an dessen Stelle. Nach dem Tod Giambolognas, 1608, wurde er dessen Nachfolger. In Madrid wirkte er für das Reiterdenkmal Philipps IV. Dieses Werk ist umso bedeutender, da es als das erste Reiterstandbild in der Kunstgeschichte überhaupt gilt, das in der Levade – also vorne hochsteigend und nur auf den Hinterbeinen stehend – geschaffen wurde. Vermutlich war es Galileo Galilei, der bei den statischen Problemen half. Tacca wirkte überwiegend mit Bronzewerken, während er für seine Marmorfiguren Pläne lieferte und die Arbeiten von Schülern fertigen ließ.
Auf der Piazza dell´Annunziata in Florenz befindet sich ein von Tacca höchst bewegt gestalteter Brunnen mit Meeresungeheuern, geschaffen 1619. Im Vergleich mit Werken des Lehrers Giambologna lassen die Brunnengestaltungen und auch das hier vorliegende Bronzewerk erkennen, dass Tacca stilistisch weit über seinen Lehrer hinausging. Fantasie und die Beherrschung von Bewegungen lassen seine Werke mit dem späteren Gianlorenzo Bernini vergleichen, also bereits im Sinne des Barock.
Die vorliegende Bronzeplastik ist schon früh dokumentiert. In der beiliegenden Gutachten werden sämtliche Erwähnungen und Vergleichsbeispiele genannt, mit Angaben der jeweiligen Literatur. Dabei finden sich Exemplare in Bronze, aber auch in Terrakotta, mit Detailunterschieden, wie etwa mit Feigenblatt oder ohne. Dabei ist interessant, dass das Werk früher auch schon Taccas Lehrer Giambologna zugeschrieben wurde.
So ist 1794 ein Exemplar in Terrakotta als von Michelangelo angenommen, vom Bildhauer Cavaceppi in die Accademia di San Luca gelangt, 1799 inventarisiert.
1893 wird von A. Supino in seinem Katalog des Nationalmuseums Florenz ein Exemplar genannt, damals Tribolo zugewiesen, 1923 nochmals von Albert Erich Brinckmann publiziert.
Das Originalmodell in dieser Komposition, im Museo Bargello Firenze, hat Albert Erich Brinckmann bereits 1922 als ein zweifelsfrei von Tacca geschaffenes Werk beschrieben.

Exemplare in Sammlungen:
Um 1911 gelangte ein Bronzeexemplar in die römische Sammlung des Barons Gregor Stroganoff, von Antonio Munos, später nochmals von Leo Planiscig und E. Brinckmann veröffentlicht.
Ein weiteres Exemplar hielt früher die Sammlung Maurice de Rothschild, wahrscheinlich identisch mit jenem, das später von Yves Saint-Laurent erworben wurde (Christie´s Paris, 2009). A.R. (1390334) (11)



Pietro Tacca,
1577 Carrara – 1640 near Florence

RIVER GOD

Height: 39.5 cm.
Width: 30.5 cm.
Depth: 31 cm.

Accompanied by an expert’s report by Dr Charles Avery, Historian of Sculpture & Fine Art Consultant Beckenham, Kent, 2 October 2009, in copy.

Based on models by Giambologna (1529 - 1608). Bronze, thick-walled hollow casting with black patina. A few small casting defects typical of early casts. The river god is depicted sitting on a rock base in a stooped position with his knees drawn up. His right arm holds a vase, and his left hand supports his heavy, muscular body on the rock. While his upper body is turned to the right, his bowed, long-bearded head is turned to the left. This head position is certainly influenced by Michelangelo’s figure “The Day” in the Medici Chapel in Florence.
The present bronze sculpture was documented early on. All mentions and comparative examples are listed in the enclosed expert’s report, with information from the relevant literature. There are examples in bronze and terracotta, with variations in the details, such as with or without a fig leaf. It is interesting that the work was previously attributed to Tacca’s teacher Giambologna. In 1794, a terracotta example believed to have been made by Michelangelo was brought to the Accademia di San Luca by the sculptor Cavaceppi and was inventoried in 1799. In 1893 A. Supino named a copy in his catalogue of the National Museum in Florence. It was then attributed to Tribolo and was published again by A. E. Brinckmann in 1923. The original model in this composition, held at the Museo Bargello in Florence, was described by E. Brinckmann as early as 1922 as a work undoubtedly created by Tacca.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

 

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