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Gemälde Alte Meister - Teil I
Donnerstag, 21. März 2024

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Matthias Stomer d. Ä., um 1600 – um 1650, zug.

209
Matthias Stomer d. Ä.,
um 1600 – um 1650, zug.

DER HEILIGE HIERONYMUSÖl auf Leinwand. Doubliert.
72,5 x 93 cm.

Katalogpreis € 40.000 - 70.000 Katalogpreis € 40.000 - 70.000 (†)  $ 43,200 - 75,600
£ 36,000 - 63,000
元 312,800 - 547,400
₽ 3,979,600 - 6,964,300

 

Stomers Schaffen blieb während den mehr als zwanzig Jahren, die der Maler in Italien zwischen Rom, Neapel und Sizilien verbrachte, mehr oder weniger unverändert. Wahrscheinlich traf er in den späten 1620er-Jahren in Rom ein, möglicherweise um 1628 (siehe Angheli Zalapì, in: Dipinti caravaggeschi, Carrara 2000, S. 48-79, 83-88).

Der Heilige Hieronymus ist hier jugendlicher dargestellt, als es ikonografisch Brauch war – rustikal und muskulös, als hätte Stomer einen Tischler oder Arbeiter als Modell angeheuert, im Gegensatz zur üblichen Darstellung des Heiligen Hieronymus als alten Mann mit faltiger Haut. Er trägt einen roten Überwurf, der auch seinen Kopf bedeckt. Seine beiden kräftigen Hände hat er auf einen glänzenden Schädel gelegt. Die Komposition wird allein von ihm beherrscht, der eingetaucht in einen dunklen Raum, vom Schein einer verdeckten Kerze dramatisch beleuchtet wird.
Das Werk lässt sich mit ähnlichen Kompositionen des Künstlers vergleichen, deren Protagonisten ebenfalls Einzelfiguren oder bestenfalls Figurenpaare sind, die halbfigurig dargestellt von einer Kerze oder Öllampe erleuchtet werden. Das Bild Christus vor Pilatus aus der Sammlung Koelliker, das 2006 in Ariccia ausgestellt war (Gianni Papi, in: La schola del Caravaggio, 2006, S. 256), zeigt beispielsweise dieselbe Raumlösung mit einem dunklen Bereich, aus dem Licht hervortritt. Ebenfalls vergleichbar ist die Komposition der Gefangennahme Jesu (Sotheby‘s, London, 16. April 1997, Lot 152), welcher im Gebet mit einem Raufbold zu sehen ist und dessen roter Mantel beinahe mit dem hier dargestellten identisch ist. Dem vorliegenden Werk noch näher ist „Der heilige Petrus im Gebet“ (Christie‘s, London, 30. April 2015, Lot 502), der sich eines ähnlichen kompositorischen Kunstgriffs in Form des schwarzen Balkens bedient, der die Öllampe zum Teil verdeckt, aber immer noch zulässt, dass sie die Szene erhellt. Ein solcher Kniff scheint auf eine Erfindung seines holländischen Kollegen, den Caravaggisten Gerrit van Honthorst bzw. Gherardo delle Notti, als der er in Rom gepriesen wurde, zurückzugehen. Derselbe Balken, eingesetzt, um das Licht einer Öllampe teilweise zu verdecken und dadurch gleichzeitig zu betonen, findet sich auch in Stomers „Alter Frau beim Beten des Rosenkranzes“, ehemals in der Sammlung Nicolson in London (siehe Benedict Nicolson, Caravaggism in Europe, Turin 1990, Bd. III, Abb. 1527).
Es ist schwierig, Matthias Stomers Schaffen in eine zeitliche Abfolge zu bringen. Es fehlen Datierungen, von denen man ausgehen könnte, zumal nur eines seiner Werke, „Das Wunder des heiligen Isidor“ [Isidro Labrador] in Caccamo, datiert ist mit 1641; darüber hinaus macht es die allgemeine stilistische Uniformität von Stomers Oeuvre schwierig, eine Entwicklung abzulesen.

Neu entdeckte dokumentarische Hinweise haben mehr Gewissheit über Stomers neapolitanische Periode gebracht, die bis vor Kurzem aufgrund des Vorhandenseins mehrerer Werke des Künstlers in der Stadt nur angenommen wurde. Man weiß jetzt, dass Stomer ab spätestens August 1635 bis Juli 1638 dort lebte (siehe Marije Osnabrugge, New Documents for Matthias Stom in Naples, in: The Burlington Magazine, 1331, 2014, S. 107f.).

Aufgrund auffälliger stilistischer Gemeinsamkeiten mit Werken, die für gewöhnlich in die neapolitanische Zeit des Künstlers datiert werden – etwa mit den beiden ehemaligen Casadei-Bildern „Verkündigung“ und „Anbetung des Jesuskinds“, die jüngst in einer Honthorst-Ausstellung zu sehen waren (Gherardo delle Notti, 2015, S. 240-242, Einträge von Gianni Papi und G. Badino), dem „Tod des Seneca“ im Capodimonte und der „Anbetung der Hirten“ im Museo Filangieri in Neapel –, lässt sich auch das vorliegende Gemälde in den zeitlichen Kontext von Stoms neapolitanischer Periode einordnen.

Literatur:
Gianni Papi, Tre dipinti di Matthias Stom, in: Gianni Papi, Senza più attendere a studio e insegnamenti. Scritti su Caravaggio e l‘ambiente caravaggesco, Neapel 2018, S. 243-247 (in Kopie vorliegend). (13901110) (18)



Matthias Stomer the Elder,
ca. 1600 – ca. 1650, attributed

SAINT JEROME

Oil on canvas. Relined.
72.5 x 93 cm.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

 

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