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Gemälde Alte Meister - Teil I
Donnerstag, 21. März 2024

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Josef Heintz d. J., um 1600 Augsburg – um 1678 Venedig

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Josef Heintz d. J.,
um 1600 Augsburg – um 1678 Venedig

DER BUCINTORO WÄHREND DES AUFERSTEHUNGSFESTES IN VENEDIGÖl auf Leinwand.
58 x 74,4 cm.

Katalogpreis € 40.000 - 80.000 Katalogpreis € 40.000 - 80.000  $ 43,200 - 86,400
£ 36,000 - 72,000
元 312,800 - 625,600
₽ 3,979,600 - 7,959,200

 

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia.

Die Darstellung überrascht durch eine nahezu geheimnisvolle Wirkung, indem sich die Prachtbarke des Dogen, der „Bucintoro“ wie angeleuchtet vom dunklen Grund des Wassers abhebt, umgeben von zahlreichen Schiffen und Gondeln.
Das Gemälde stellt ein Festereignis dar. Anlass dazu war ein in Venedig seit dem 12. Jahrhundert vollzogener mythischer Brauch: Alljährlich fuhr der Doge mit Gefolge im Prunkschiff anlässlich des Festes der Auferstehung Christi vom Canal Grande aufs Meer hinaus, um dort in feierlicher Handlung einen Goldring in die Fluten zu werfen. Dieser mythische Akt galt als Symbol der Vermählung der Stadt Venedig mit der Adria. Erhofft war damit der Schutz der Seemacht Venedig für die gesamte Adria, auch als mythische Hilfe gegen Kriege und die Türkengefahr.
Der Brauch geht aufs Jahr 1172 zurück, als Papst Alexander III dem Dogen Sebastiano Ziani zu diesem Zweck einen Goldring übergab, auch zum Zeichen des Bündnisses mit Kaiser Friedrich Barbarossa. Dieser Vermählungsakt mit dem Meer erfolgte stets am Auslauf des Canal Grande gegenüber der Kirche San Giorgio Maggiore, die daher auch hier im Bild rechts zu sehen ist.
Abgesehen von der historischen Bedeutung des Gemäldes, zählt es aufgrund der Entstehungszeit zu den frühen Vorläufern der venezianischen Vedutenmalerei. Der Malstil verrät den Manierismus der Werke des Künstlers.
Joseph Heintz d. J. war Sohn des gleichnamigen Vaters. Er wirkte zunächst ganz in der Tradition der Werke eines Hieronymus Bosch. Früh verwaist, studierte er bei seinem Stiefvater Matthäus Gundelach in Augsburg, ging dann nach Rom (1630-40), konvertierte zum katholischen Glauben, wurde 1644 von Papst Urban VIII. zum Ritter geweiht. Anschließend zog er nach Venedig. Sein Altarbild in San Fantino weist ihn noch 1632 in Venedig nach, wo er in die Künstlerbruderschaft aufgenommen wurde.
Die äußerst detailreich geschaffene Darstellung zeigt das Paradeschiff in leuchtendem Rot mit Vergoldung, am Bug eine Figur der Justitia, seitlich im Relief der Markuslöwe, auf dem Vorderdeck die sechs Senatoren. Das im Jahr 1601 vom Dogen Marino Grimani veranlasste Spectaculum ist auch für den 10. Mai 1606 verbürgt, und setzte sich bis ins 18. Jahrhundert fort.
Der Doge Nicolò Sagredo vollzog die Zeremonie 1676, also wenig vor dem Tode des Malers. Zuletzt wurde es am 25. Mai 1729 mit dem Dogen Alvise III. Mocenigo inszeniert. Nach der Revolution endete der Brauch. Die Truppen Napoleons suchten bei der Zerstörung des Schiffes vergeblich ihr Glück nach Bergung des Blattgoldes. Noch Goethe hatte das Schiff gesehen. A.R.

Provenienz:
Privatsammlung.

Anmerkung:
Ein weiteres seltenes Bildbeispiel findet sich in der Galleria Estense in Modena, dem Maler Luca Carlevarijs zugeschrieben.

Literatur:
Vgl. Alexander Rauch, Der Ring des Dogen, in: Mythos und Macht, Leipzig 2024.
Vgl. Julia Niewind, Joseph Heintz d.J. und die Zeremonien der Serenissima – Die venezianische Festkultur des 17. Jahrhunderts im Werk eines Augsburger Malers. Diss., Universität Trier 2017. (1390205) (11)



Joseph Heintz the Younger,
ca. 1600 Augsburg – ca. 1678 Venice

THE BUCENTAUR DURING THE FEAST OF RESURRECTION IN VENICE

Oil on canvas.
58 x 74.4 cm.

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi, Gorizia.

The depiction surprises with an almost mysterious ambience, in that the Doge’s magnificent barge, the “Bucintoro“, stands out as if illuminated against the dark background of the water, surrounded by numerous ships and gondolas. The painting depicts a feast day, a mythical tradition celebrated in Venice since the 12th century. Every year, for the festival of the Resurrection of Christ, the Doge and his entourage sailed from the Grand Canal towards the sea in this stately ship to ceremoniously throw a gold ring into the water. This mythical act was considered a symbol of the marriage of the city of Venice and the Adriatic Sea in the hope that Venice’s naval power would protect the entire Adriatic and also as a mythical support against wars and the threat from Turkey.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

 

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