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Paar gotische Altarflügel

Eine Expertise von Markus Kamps, Münster, März 2011, ist in Kopie vorhanden.

Holz, geschnitzt, gefasst und vergoldet, in sekundärem Rahmen. Die altvergoldeten ganzfigürlichen Reliefs des Heiligen Nikolaus mit den ihm attributiv zukommenden Goldkugeln und eines weiteren Bischofs mit Buch und Bischofsstab. Die Rückseiten sind nicht reliefiert, sondern mit einer Verkündigungsszene wirkungsvoll dekoriert. Die beiden Reliefs mögen die Flügel eines kleineren Flügelaltars im Rahmen eines Seitenaltars einer Pfarr- oder Stiftskirche gebildet haben, wenn sie nicht gar zu einem Hauptaltar in einer Schloss- oder Privatkapelle gehörten. Stilistisch weisen die Figuren nach Schwaben/Oberschwaben, namentlich in die Werkstatt des Memminger Bildschnitzers Christoph Scheller, der zwischen 1501 und 1530 in der Freien Reichsstadt tätig war. Auch die gemalten Außenseiten mögen dort entstanden sein. Vergleichsbeispiele seiner Hand sind etwa in der Sammlung Thyssen-Bornemisza in Madrid zu finden. Besonders die in der Spätgotik beliebte Brokatimitation in Pressbrokat ist häufig in Bildwerken der Schwäbischen Schule zu finden, etwa auch in der Werkstatt des Kaufbeurener Meisters Jörg Lederer und in dem Flügelretabel mit Anna Selbdritt und weiteren Heiligen im Bode-Museum, das als Oberschwaben/ Ulm um 1512 (Inv.Nr. 3135) inventarisiert ist. Rest.

Anmerkung:
Nikolaus ist einer der populärsten katholischen Heiligen. In den deutschsprachigen Raum kam der Nikolauskult im 10. Jahrhundert, vermutlich durch Theophanu, der byzantinischen Frau Ottos des Zweiten. Eine weitere Verbreitung erlangte der Kult durch die Entführung der Gebeine nach Bari im 11. Jahrhundert, die durch die Handelsleute Aufmerksamkeit erfuhren, da der Heilige Nikolaus als Schutzpatron der Kaufleute, Fuhrleute und Händler sehr verehrt wurde.Handelsleute stifteteten daher häufig auch Bildwerke an Nikolaikirchen sowie an sie angegliederte Bruderschaften und karitative Hospitäler.

Literatur:
Vgl. Anthony Radcliffe, Renaissance and later sculpture. With works of art in bronze. The Thyssen-Barnemisza Collection, London 1992, Kat. Nr. 70.
Vgl. Die Sammlung Bollert. Bildwerke aus der Gotik und Renaissance, Hrsg. Renate Eikelmann, München 2005, Kat. 8, S. 114-116.
Vgl. Gerhard Weiland, Die Ulmer Künstler und ihre Zunft, in: Meisterwerke massenhaft. Die Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann und die Malerei in Ulm um 1500, Hrsg. Württembergisches Landesmuseum Stuttgart, 11. Mai - 1. August, Stuttgart 1993.
Vgl. Albrecht Miller, Der Bildhauer Hans Herlin, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 27, 1990, S. 31-51. (1301355) (13)


A pair of Gothic altar wings

Dimensions excl. frame: 172 x 53.5 cm.
Dimensions incl. frame: 224 x 59 cm.
Memmingen, ca. 1515/1520.

A copy of the expert’s report by Markus Kamps, Münster, March 2011 is enclosed.

Wood; carved, polychrome, gilt, in secondary frame.

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