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Giuseppe Vicenzino,
1662 Mailand – um 1700

Das außergewöhnliche Paar Stilleben auf Schiefer nutzt gekonnt die Ausdrucksmöglichkeiten des schwarzen Untergrundes, um mit leuchtenden Farben und Lichtpunkten in den beiden Blumenbündeln Kontraste zu erzeugen. Der schnelle, fließende und freie Pinselstrich ist charakteristisch für die kleinformatigen Stilleben des Giuseppe Vicenzino, der für seine komplexen Kompositionen mit Blumen, Früchten und gelegentlich sogar Geschirr und Tieren bekannt war. Vicenzino war in der Lombardei in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts tätig und seine Werke sind in zahlreichen, adeligen Haushalten der Region dokumentiert. Viele Details auf den vorliegenden beiden Gemälden zeigen nahe Bezüge zu Bildern Vicenzinos, insbesondere die Narzissen sind identisch mit jenen auf einem Gemälde im Castello Sforzesco in Mailand, auch die Rosen und Tulpen weisen Ähnlichkeiten zu jenen auf den Bildern in der Sammlung der Prinzen Borromeo auf (vgl. Bocchi, S. 118, Nr. 117).
Dank der Studien der letzten Jahrzehnte haben wir ein besseres Verständnis für die Abfolge der Tätigkeit dieser leitenden Figur der lombardischen Stillebenmalerei. Auch die historischen Quellen äußern sich erst spät. Ein erster Text vom Ende des 19. Jahrhunderts in Luigi Malvezzis le glorie dell'arte lombarde enthält einige Informationen über Giuseppe Vicenzino di Milano, wo der Künstler als "pittore bravissimo di fiori" bezeichnet wird und wo stilistische Ähnlichkeiten zu Margherita Caffi, bekannt als Vicenzina, festgestellt werden, die zu jener Zeit ebenfalls dort gewirkt hat. Dank Vittorio Capraras Recherchen (1995, S. 108 - 115), ist heute nun klar, dass Giuseppe und Margherita beide die Kinder des Malers Vicenzino waren und dass Giuseppe 1662 geboren wurde.
Ende des 17. Jahrhunderts erfreuten sich Stilleben mit großen Buketts beeinflusst von den Werken Mario Nuzzis „de fiore“ und seiner nordeuropäischen Nachfolger wie Karel Vogelaer und Abraham Brueghel großer Beliebtheit. Das vorliegende Gemäldepaar auf Schiefer ist ein leuchtendes Beispiel für diese wichtige kunsthistorische Verbindung.

Expertise:
Beiliegend eine Expertise von Ilaria della Monica.

Literatur:
Vgl. A. Morandotti, Giuseppe Vicenzino, in: F. Zeri (Hrsg.), La natura morta in Italia, Mailand, 1989, S. 246-250.
Vgl. V. Caprara, Opere di pittore lombardi in Canton Ticino: scambi culturali tra la Lombardia e l'esterno, in: G. C. Sciolla und V. Terraroli, Artisti lombardi e centri di produzione italiani nel Settecento: interscambi, modelli, tecniche, committenti, cantieri: studi in onore di Rossana Bossaglia, Bergamo, 1995, S. 108-115. (980988) (11)


Giuseppe Vicenzino,
1662 Milan – circa 1700

PAIR OF STILL LIFES

Oil on slate.
53 x 30 cm.

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