1478
Ernst Friedrich Rietschel, 1804 - 1861

AUF EINEM PANTHER REITENDER AMORKNABE Querrechteckiges Bildrelief in weißem leicht geädertem Carraramormor, die Reliefszene auf glattem Grund plastisch hervorgehoben, unterfangen von einer Bodenlinie mit leichter Kehlung und doppeltem Gesimsband, in dem rechts unten die Sign. eingemeißelt ist, mit Datierung 1850. Der Panther in wilder Jagd wiedergegeben mit vorschnellenden Vordertatzen und aufgestelltem Schweif, auf ihm das Amorknäblein reitend, auf ein im Wind flatterndes Tuch gesetzt, das mit seinen beiden Händen in den Hals des Tieres greift, den Kopf mit aufgerissenem Maul zurückhält und zu bändigen sucht. Das Köpfchen Amors mit bewegten Locken ist dabei dicht an den Kopf des Panthers herangedrückt. Die Finger krallen sich in den Hals des Tieres. Die Flügel Amors geöffnet, in wildem Ritt, scheint der Pfeileköcher Amors an den Riemen sich frei zu bewegen vor dem im Wind wallenden Tuch.
H.: 52,5 x 66,5 cm. das rückseitige Siegel mit der Bez.: “(D)resden 2 K. S. H. (STA)“ entstammt dem königlich sächsischen Hauptstaatsarchiv.
Anmerkung:Ikonographisch ist die Szene in antikisch, mythologischem Sinne zu deuten: der Liebesgott Amor versucht die wilde Leidenschaft, ausgelöst durch das Attribut-Tier des Bachus/Dionysos zu bändigen - Amor bezwingt die Leidenschaft des Bachus. Der Bildhauer hat in diesem äußert ausdrucksvollen und höchst qualitativen Werk, klassizistische Vorbilder seines Lehrers Christian Daniel Rauch mit aufgenommen, so etwa das 1834 entstandene Relief eines mit Weintrauben gefütterten Panthers, das sich im Schloßpark Sanssouci in Potsdam, befindet, das gewisse stilistische Merkmale vorausgebildet hat. Zum anderen dürfte die 1803/1814 entstandene Plastik der Ariadne auf dem Panther von Johann Heinrich Dannecker stilistisch Pate gestanden haben. Bei dem Marmorbildrelief handelt es sich um eine eigenhändige Arbeit des Bildhauers, das Relief ist in einem weißmarmoriertem Holzrahmen eingebaut und weist am Rücken mittig ein altes Siegel auf. Rechts unten sig.: “ E. Rietschel. F. 1850“
Literatur: Vgl. Arndt, Monika (Hrsg.): Künstler und Kunstfreund im Gespräch, Ernst Rietschel und Carl Schiller, Briefwechsel 1847 - 1859; Quellen zur dt. Kunstgeschichte vom Klassizismus bis zur Gegenwart, im Auftrag des dt. Vereins für Kunstwissenschaft hrsg. von Karl Arndt, Frank Büttner und Thomas Gaehtgens, Band 1, Berlin 1991. Bloch, Peter; Einholz, Sibylle; Simson, Jutta von(Hrsg.): Ethos und Pathos, die Berliner Bildhauerschule 1786 - 1914; Ausstellungskatalog und Beiträge; Staatliche Museen, preußischer Kulturbesitz, Berlin 1990. Hübner, Julius: Ernst Rietschel, Aphorismen über ihn und seine Werke; in: Westermann´s Jahrbuch der Illustrierten Deutschen Monatshefte; 15. Band, Braunschweig 1864. Moritz, Karl Phillip: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten, mit Abbildungen nach antiken Vorlagen; Inselverlag, Nachdruck, Frankfurt/am Main 1979 Schulte-Arndt, Monika (Hrsg.): Ernst Rietschel, Jugenderinnerungen, 3. Auflage, Leipzig 1994 Stephan, Werdel: sächische Bildhauerkunst, Johann Schilling, 1828-1910. Berlin, 1996. (490999)

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