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Andrea Pastò,
1746 Venedig – 1806, zug.

Das sehr qualitätvolle und stilistisch Pietro Longhi sehr verwandte Gemälde zeigt eine Gruppe Damen und Herren im Ballsaal eines Gebäudes. Der links sitzende Mann hält ein Manuskript, das besagt "L'osteria d'Arle/ chin grazioso/ e vaga/ Dove se ma/ gna ben, e/ no se paga/ Prologo/ L'allegria/ Il buon tempo/ La concordia/ La ..../ L'abbondanza L'amicizia". Offensichtlich versucht sich die Truppe in einer Komödie, einem der liebsten Hobbies der venezianischen Oberschicht während des Sommerurlaubs.
Das faszinierende und interssante Dokument kann als Gruppenportrait der Theatertruppe von Bagnoli im Ballsaal der Villa Widmann, gemalt von Andrea Pastò erkannt werden, einem venezianischen Maler und Bühnenentwerfer, dessen Name schnell in Vergessenheit geriet, obwohl Carlo Goldoni ihn sehr gelobt hatte. Die kürzliche Wiederentdeckung des Künstlers erfolgte auf Grundlage der positiven Beurteilungen durch Goldoni: erstmals in dem kurzen Gedicht Il Burchiello (Vgl. Goldoni, in: Opere, 1955, S. 305-326), in dem sich Goldoni an seinen Sommeraufenthalt beim Grafen Widmann in Bagnoli 1755 erinnert und in dem er ein Theaterstück mit Pastò beschreibt und den Eindruck, den er von ihm dort erhielt. In einer Anmerkung erklärt er: "Il Sig. Andrea Pastò, buon pittore, specialmente in piccole figure alla maniera del celebre Pietro Longhi [Herr Andrea Pastò ist ein guter Maler besonders für kleine Figuren in der Art des berühmten Pietro Longhi]".
Der große Theaterstückautor äußerte sich 1761 abermals über Pastò. Den Text verfasste er anlässlich der Vermählung von Pietro Bonfadini mit Orsetta Giovanelli und er beschreibt darin die Theaterdekoration in einigen Appartements des venezianischen Hauses der Bonfadini Familie in der Nachbarschaft von San Geremia (vgl. Goldoni, in: Opere, Bd. XIII, 1955, S. 703-711). In einem kurzen Kommentar ergänzt Goldoni eine kurze, kritische Analyse zu Pastò: "Giovane pittor veneziano, che ha sommo talento e moltissima abilità in ogni genere di pittura, ma specialmente nei piccioli quadri istoriati, e trattati alla maniera del Longhi in Venezia, del Greuze in Francia, che è tratta dal gusto fiammingo [Ein junger venezianischer Maler mit großem Talent und Können in jedem Bereich der Malerei aber insbesondere bei kleinen, narrativen Gemälden in der Art des Longhi aus Venice und des Greuze aus France, beide durch den flämischen Geschmack beeinflusst]".
Diese Referenzen bei Goldoni fanden bis 1957 keine Beachtung bis Roberto Longhi den Versuch unternahm, ein Bild Pastòs zu vermitteln, der bis dahin vollkommen unbekannt war. Pastos malerisches Werk kam dann erst mit Mercedes Precerutti Garberis Wiederentdeckung zweier Fresken in der Villa Widmann wieder ins Bewusstsein, die ein Idyll und einen ländlichen Tanz zeigen. Precerutti Garberi brachte die beiden Fresken eines anonymen Malers folgerichtig mit Pastòs Aktivitäten, die Goldoni erwähnte, in Verbindung.
Die endgültige Identifikation des Malers geschah durch Adriano Mariuz (vgl. Mariuz, in: Arte Veneta, 1976, S. 197-200), der das venezianische Haus der Bonfadinis in San Geremia identifizierte und Pastòs Dekorationen, die Goldoni beschrieben hatte, entdeckte. Sie sind das einzige gesicherte Werk des Künstlers. Mit der Entdeckung dieser Arbeiten gelang es Mariuz, die Hand des Künstlers in den Fresken von Bagnoli zu bestätigen und dem Oeuvre des Künstlers ein Gemälde in der Accademia Carrara in Bergamo hinzufügen, das ein Gruppenportrait auf dem Hauptplatz von Bagnoli zeigt, das bis dahin fälschlich Pietro Longhi zugeschrieben war.
Mariuz's These wird im vorliegenden und bei Delneri publizierten Werk bestätigt. Es kann als Pendant zu dem Gemälde in der Accademia Carrara angesehen werden, nicht zuletzt da es die gleichen Maße besitzt. Auf dem Bergamo-Bild ist die Theatertruppe, die beim Grafen Widmann zu Gast war, auf dem Stadtplatz dargestellt, auf dem vorliegenden Bild im Ballsaal der gut wiedererkennbaren Villa des Gastgebers.
Das Gemälde zeigt die Gäste beim Lesen des Komödien-Skripts. Der Graf ist beim Kartenspiel im rechten Hintergrund wiedergegeben. Er ähnelt sehr dem Herren im Zentrum der Gruppe auf dem Gemälde in Bergamo. Im Zentrum des vorliegenden Gemäldes ist die Gräfin in das Skript vertieft zu sehen, dessen Zeilen sie mit dem Finger folgt. Hinter ihr ist Goldonis fröhliches Gesicht zu sehen. Pastòs Gemälde und Goldonis Verse geben ein perfektes Bild von den Sommern in Bagnoli wieder, mit der Theatertruppe, die Richtung Betrachter blickend sich bereits auf einer Bühne befindet.

Anmerkung:
Wir danken Professor Giuseppe Pavanello, der unabhängig schriftlich die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Andrea Pastò auf Basis eines Photos vornahm.

Literatur:
A. Delneri, Andrea Pastò e la villeggiatura di Bagnoli, in: Arte Documento, 24, 2008/ 2011.
Vgl. C. Goldini, Burchiello. Stanze veneziane, in: Componimenti per le felicissime Nozze di Sue Eccellenze il Sig. Alvise Priuli e la Signora Lucrezia Manini, Venedig, 1756, in: G. Ortolani (Hrsg.), Opere, Band XIII, Mailand, 1955, S. 305-326, Note S. 982-986.
Vgl. C. Goldini, In occasione de' felicissimi sponsali fra Sua Eccellenza il Signor Pietro Bonfadini e Sua Eccellenza la Sígnora Co. Orsetta Giovanelle, in: Componimenti diversi (Venedig 1761, II Auflage 1768), in: Opere, G. Ortolani (Hrsg.), Band XIII, Mailand, 1955, S. 703-711, note S. 1037-1038.
Vgl. Roberti Longhi, Un possiblie scenografo per il Goldini (Civiltà Veneziana, VI, 1957), in: Ricerche sulla pittura veneta, Florenz, 1978, S. 177-180.
Vgl. M. Precerutti Garberi, Affreschi settecenteschi delle ville venete, Mailand, 1968, S. 33-35 und fig. 2, 4-6.
Vgl. A. Mariuz, La villeggiatura di Bagnoli e il pittore Andrea Pastò, in: Arte Veneta, XXX, 1976, S. 197-200. (980056) (12)


Andrea Pastò,
1746 Venice – 1806, attributed

GROUP PORTRAIT OF THE BAGNOLI THEATRE TROUPE IN THE BALLROOM OF THE WIDMANN VILLA

Oil on canvas.
72.5 x 92 cm.

A conclusive identification of the painter was achieved by Adriano Mariuz (compare Mariuz, in: Arte Veneta, 1976, pp. 197), who identified the Venetian house of the Bonfadinis in San Geremia and discovered Pastò Ts decorations as described by Goldoni.

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