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Gaspare Diziani,
1689 Belluno - 1767 Venedig, zug.

Die beiden Gemälde sind nicht einfach zu interpretieren. Es könnte sich beispielsweise um Episoden aus dem Buche Tobit handeln, das zu den apokryphen Büchern des Alten Testaments zählt. Das erste Gemälde könnte demzufolge Tobias darstellen, der seinem greisen, fast erblindeten Vater Tobit seine Braut Sara vorstellt oder es könnte sich um den jungen Tobias mit dem Erzengel Raphael handeln, der sich von seinen Eltern verabschiedet, um im Auftrag seines Vaters Tobit eine ausstehende Schuld in einer fernen Stadt einzutreiben. Das zweite Gemälde hingegen dürfte Tobias mit seiner jungen Braut Sara darstellen, die der Erzengel Raphael für ihn auswählte. Ikonografisch betrachtet erinnert die Darstellung jedoch eher an die Begegnung zwischen Jakob und Rachel am Brunnen, wo die junge Tochter des Laban die väterliche Herde zur Tränke führte. Hierfür spräche die oft in diesem Zusammenhang dargestellte Geste des Mannes, der den Stein auf dem Brunnen beiseite schiebt.
Beide Gemälde deuten auf Gaspare Diziani, da die energische Darstellungsweise, der satte Pinselstrich, die reichhaltige Farbpalette mit ihren starken Kontrasten und die Wahl der Landschaftsdarstellung ganz typisch für diesen Maler sind. Genau diese Elemente lassen den Einfluss von Sebastiano Ricci, dem Lehrer Dizianis in Venedig zwischen 1710 und 1712, erkennen, die sich hier mit feinsinnigen Renaissance-Anklängen von Paolo Veronese und Jacopo Bassano mischen. Eine besondere stilistische, erzählerische und maltechnische Ähnlichkeit besteht hier mit der großen Lünette in der Pfarrkirche von Colloredo di Monte Albano (Udine), die den Erzengel Gabriel mit der Heiligen Jungfrau darstellt und mit dem „Abramo visitato dagli angeli“ im Convento delle Dimesse in Padua und vor allem mit den Alexander-Gemälden, die vormalig zur Sammlung de Balkany in Paris gehörten. Auch diese Werke entstanden, ebenso wie die beiden hier vorliegenden, um die Mitte des 18. Jahrhunderts. (1021801) (21)


Gaspare Diziani,
1689 Belluno - 1767 Venice, attributed

Pair of paintings
THE DEPARTURE OF TOBIAS
and
TOBIAS ENCOUNTERS SARAH

Oil on canvas.
74 x 92 cm each.

Interpretation of the narrative scenes in the two paintings is not easy. They could possibly depict episodes from the Book of Tobias, which is part of the Biblical apocrypha in the Old Testament. Both paintings suggest Gaspare Diziani as their creator, in their energetic manner of representation, which is reduced to the essential, the rich brushwork, extensive and powerfully contrasting colour palette and choice of landscape subject. Those elements also suggest the influence of Sebastiano Ricci, Diziani’s teacher in Venice between 1710 and 1712, and are here blended, hinting at Renaissance works of artists like Paolo Veronese and Jacopo Bassano.

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