Auktion Möbel & Einrichtung

» zurücksetzen

×

Ihr persönlicher Kunst-Agent

Roentgen-Werkstatt, Johann Christian Härder, zug.

Sie wollen ein ähnliches Objekt kaufen?

Gerne informieren wir Sie, wenn ähnliche Werke in einer unserer kommenden Auktionen versteigert werden.

Bitte akzeptieren Sie unsere Datenschutzbestimmungen

Roentgen-Werkstatt, Johann Christian Härder, zug.
Detailabbildung: Roentgen-Werkstatt, Johann Christian Härder, zug.
Roentgen-Werkstatt, Johann Christian Härder, zug.

68
Roentgen-Werkstatt,
Johann Christian Härder, zug.

Roentgen secrétaire en cabinetHöhe: 162 cm.
Breite: 63,5 cm.
Tiefe: 46,5 cm.
Neuwied, um 1785/ 90 bzw. nach 1800.

Katalogpreis € 100.000 - 160.000 Katalogpreis€ 100.000 - 160.000  $ 108,000 - 172,800
£ 90,000 - 144,000
元 782,000 - 1,251,200
₽ 9,949,000 - 15,918,400

Aufbau in Eiche und Nadelholz furniert in Mahagoni und Wurzelholz. Beschläge in Messing, vergoldeter Bronze und Eisen. Auskleidung in grünem Schreibleder, gold geprägt.

Das Möbel lehnt sich Vorbildern aus Frankreich an und sollte an eine an äußerliche Typenverwandtschaft mit dem Kabinettschrank auf passendem Tischgestell erinnern (daher die Zusatzbezeichnung en cabinet). Der Schreibkasten ruht auf hohen schlanken abschraubbaren Beinen, die auf halber Höhe ein Tablett mit eingezogenen Kanten tragen. Im Unterschied zu den meist runden Beinen der französischen Stücke, sind diese, in der typischen Gestaltungsweise der Roentgen-Manufaktur, nach englischem Beispiel vierkantig und verjüngen sich nach unten hin. Die umklappbare Front des Kastens bildet die Schreibfläche, darunter befindet sich eine breite Schublade. Den oberen Abschluss bildet eine von vier Balustern aus vergoldeter Bronze erhöhte Plattform mit einer umlaufenden Galerie, ebenfalls aus vergoldeter Bronze. An den vier Ecken ist dieser Aufsatz durch vergoldete Bronzevasen bekrönt. Das gesamte Möbel ist, der herrschenden Mode entsprechend, mit Mahagoniholz furniert. Den Schmuck auf der Front der Fallklappe bilden vergoldete Ornamentleisten mit Riffelband und Perlstab, die ein annäherndes Quadrat mit abgeschrägten Kanten formen. Die Möbelkanten sind durch vergoldete Beschläge betont, die sich, von den Bronzeschuhen der Füße und den Mille raies-Einlagen der Beine ausgehend, in den messingausgelegten Kanneluren und der darüber liegenden Rosette fortsetzen und schließlich mit den schlanken Balustern und den bekrönenden Vasen enden. Sämtliche Ablageflächen, das Tablett und die oberen Blätter des Kastens und des Aufsatzes sind mit durchbrochenen Galerien eingefasst, wobei die Galerie auf dem Kasten etwas aufwändiger gestaltet ist. Im Inneren des Möbels ist die Schreibfläche mit einem grünen Leder bezogen, das mit einer gold geprägten Bordüre eingefasst ist. Die Schubladenfronten des Eingerichts sind mit Wurzelmaserholz furniert und flankieren ein Mittelgelass mit Korbbogenabschluss. Darüber befindet sich noch ein großes offenes Fach.
Das Möbel stammt aus einer Zeit, als man sich in der Manufaktur bewusst geworden war, dass die Marketeriekunst, die ja bis in die späten 1770er-Jahre die Möbel der Roentgen-Manufaktur unnachahmlich gemacht und ihren europaweiten Ruf begründet hatte, außer Mode gekommen war. In der Folgezeit wurden die Möbel mit kostbarem Mahagoniholz in lebhafter Zeichnung furniert, welches im Kontrast zu den vergoldeten Bronzebeschlägen den einzigen Schmuck bildete. Nun blieben für die Roentgen-Manufaktur als Alleinstellungsmerkmal „nur“ noch die herausragende Verarbeitung und die sehr elegante Gestaltung der Möbel. Was die Verarbeitung anbelangt, so zeigt sich die ungewöhnliche Qualität zum Beispiel in der Verwendung von Mahagoniholz für die Schubladenkästen, für welche üblicherweise preiswertere Hölzer verwendet werden. Vor allem der Furnierung wurde große Sorgfalt gewidmet, denn die Zeichnung des Holzes setzt sich, über die Konstruktionsfugen hinweg, über die gesamte Möbelfläche fort. Mit gleicher Sorgfalt ging man bei der Anbringung der Beschläge vor; dies zeigt sich vor allem bei den Mille raies-Einlagen der Beine, bei welchen gar keine Befestigung zu sehen ist, weil sie in eine Gratnut, gebildet durch das Furnier, eingeschoben wurden. Dort, wo sich eine außen sichtbare Befestigung nicht vermeiden ließ, platzierte man in den Perlstäben an die Stelle einer „Perle“ die Nägel bzw. Schräubchen in der exakt gleichen Größe, so dass diese kaum sichtbar sind. Zu den Besonderheiten des hohen Qualitätsstandards gehört auch die in der Roentgen-Manufaktur übliche Zerlegbarkeit des Möbels: Die Beine und das obere Tablett sind mittels Schraubverbindungen zusammengefügt. Dabei ist vor allem die Verbindung der Beine mit dem Korpus zu erwähnen, weil hier die Gewindestangen, welche fest mit den Beinen verbunden sind, in Muttern eingedreht werden, die in den Korpus eingelassen sind. Dabei müssen mit der letzten Drehung die Beinkanten mit denen des Korpus exakt übereinstimmen - ein Stück Präzisionsarbeit! Sogar bei der Rückwand ist ein noch größerer Aufwand als üblich zu beobachten: Während dieser Bestandteil sich zumeist aus gereihten, grob geglätteten Brettern zusammensetzt, ist hier eine Konstruktion mit Rahmen und Füllung zu sehen, die aus gehobeltem Holz besteht. Neben der Steigerung der Verarbeitungsqualität verfolgte man in dieser Zeit noch intensiver die Entwicklung der Mode in Paris, der in solchen Fragen tonangebenden Stadt, so dass man in der Lage war, die neuesten Kreationen, wie den Secrétaire en cabinet, der dort aufgekommen war, binnen kurzer Zeit ins eigene Typenrepertoire aufzunehmen. Der klassizistische Stil äußert sich hier zurückhaltend, in der geraden Linie der Korpusform, den vierkantigen, sich verjüngenden Beinen und der Ornamentik der sparsam, aber wirkungsvoll angebrachten Bronzen.

Literaturvergleiche:
Christine Cornet, Beobachtungen zu den Fertigungsbesonderheiten in der Roentgenmanufaktur, in: Wolfgang Thillmann und Bernd Willscheid (Hrsg.), AK Möbel Design Roentgen, Thonet und die Moderne. Neuwied 2011, S. 103-117.
Christine Cornet, Roentgenmöbel in Münchener Museen. Folge 12: Schreibtisch mit Aufsatz, um 1785-1790, Bayerisches Nationalmuseum, in: Weltkunst Heft 7, 01. April 1992, S. 908-911.
Dietrich Fabian, Roentgenmöbel aus Neuwied, Bad Neustadt 1986.
Dietrich Fabian, Abraham und David Roentgen. Das noch aufgefundene Gesamtwerk ihrer Möbel- und Uhrenkunst in Verbindung mit der Uhrmacherfamilie Kinzing in Neuwied, Bad Neustadt 1996.
Josef Maria Greber, Abraham und David Roentgen, Möbel für Europa, 2 Bde, Starnberg 1980.
Hans Huth, Abraham und David Roentgen und ihre Neuwieder Möbelwerkstatt, Berlin 1928.
Hans Huth, Abraham und David Roentgen und ihre Neuwieder Möbelwerkstatt, München 1974.
Wolfgang Koeppe, Extravagant Inventions The princely furniture of the Roentgens. AK Metropolitan Museum of Art, London 2012.
Hans-Hürgen Krüger, Wer noch? Kleiner Nachtrag zur Mitarbeiterzahl der Roentgen-Werkstatt, in: Bernd Willscheid; Wolfgang Thillmann (Hrag.), Möbeldesign Roentgen, Thonet und die Moderne. AK Neuwied 2011, S. 56-87.
Chr. Kruse, Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld als Kunde von David Roentgens, Neuwied und Christian Härders, Braunschweig, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 53, 1992, S. 309-320.
Wolfgang Thillmann, Bernd Willscheid (Hrsg.): AK Möbel Design Roentgen, Thonet und die Moderne. Neuwied 2011.

Anmerkung:
Johann Christian Härder (1749-1817) war, nach langjähriger Zugehörigkeit zur Roentgen-Manufaktur, der engste und direkteste Nachfolger Roentgens. David Roentgen (1743-1807) wollte, nachdem er die Produktion 1792 aufgrund der Folgen der Französischen Revolution und der Abkehr seiner wichtigsten verbliebenen Kundin, Zarin Katharina der Großen von Russland, einstellte, seine Manufaktur zunächst nach Thorn oder Elbing verlegen, wobei Christian Härder als Leiter dieser Neugründung vorgesehen war. Nach dem Scheitern der entsprechenden Verhandlungen wandte sich David Roentgen nach Braunschweig, wo Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1800 Johann Christian Härder ein Fabrikprivileg erteilte; darin war Zunft- und Abgabenfreiheit, Zollfreiheit für ein- und ausgehende Waren sowie auch die Überlassung eines herrschaftlichen Hauses festgelegt, ähnlich, wie es in Neuwied die Roentgen-Manufaktur erlangt hatte. (1221553) (13)

Roentgen workshop,
Johann Christian Härder, attributed

Roentgen secrétaire en cabinet Height: 162 cm.
Width: 63.5 cm.
Depth: 46.5 cm.
Neuwied, ca. 1785/ 90 or after 1800.

Oak and softwood structure with mahogany and burl wood veneer. Brass, gilt-bronze in iron mountings. Lined with green leather with gold embossing.

Literature for comparison:
C. Cornet, “Beobachtungen zu den Fertigungsbesonderheiten in der Roentgenmanufaktur” in: W. Thillmann, B. Willscheid (eds.): AK Möbel Design Roentgen, Thonet und die Moderne, Neuwied 2011, pp. 103-117.
C. Cornet, “Roentgenmöbel in Municher Museen, Folge 12: Schreibtisch mit Aufsatz, um 1785-1790, Bayerisches Nationalmuseum” in: Weltkunst no. 7, 1 April 1992, pp. 908-911.
D. Fabian, Roentgenmöbel aus Neuwied, Bad Neustadt 1986.
D. Fabian, Abraham und David Roentgen. Das noch aufgefundene Gesamtwerk ihrer Möbel- und Uhrenkunst in Verbindung mit der Uhrmacherfamilie Kinzing in Neuwied, Bad Neustadt 1996.
J. M. Greber, Abraham und David Roentgen, Möbel für Europa, 2 volumes, Starnberg 1980.
H. Huth, Abraham und David Roentgen und ihre Neuwieder Möbelwerkstatt, Berlin 1928.
H. Huth, Abraham und David Roentgen und ihre Neuwieder Möbelwerkstatt, Munich 1974.
W. Koeppe, Extravagant Inventions. The princely furniture of the Roentgens, AK Metropolitan Museum of Art, London 2012.
H.-J. Krüger, “Wer noch? Kleiner Nachtrag zur Mitarbeiterzahl der Roentgen-Werkstatt” in: B. Willscheid, W. Thillmann, (eds.), Möbeldesign Roentgen, Thonet und die Moderne, AK Neuwied 2011, pp. 56-87.
C. Kruse, “Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld als Kunde von David Roentgens, Neuwied und Christian Härders, Braunschweig” in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 53 (1992), pp. 309-320.
W. Thillmann, B. Willscheid, (eds.), AK Möbel Design Roentgen, Thonet und die Moderne. Neuwied 2011.

Notes:
After his affiliation with the Roentgen manufacture for many years Johann Christian Härder (1749-1817) was the closest and most direct successor of Roentgen. It was David Roentgen’s wish that production ceased in 1792 due to the consequences of the French Revolution and turning away of his most important remaining client Tsarina Catherine the Great of Russia abandoning him. His manufacture initially relocated to Thorn or Elbing whereby Christian Härder was designated director for this new foundation. After the failure of these negotiations David Roentgen turned to Brunswick, where Charles William Ferdinand, Duke of Brunswick-Wolfenbüttel granted Johann Christian Härder a manufacture charter in 1800 which listed guild and duty exemption for imported and exported goods and also granted a grand house similar to the one obtained by the Roentgen manufacture in Neuwied.

Dieses Objekt wurde mit dem Datenbestand des Art Loss Registers individuell abgeglichen und ist dort weder als gestohlen, noch als vermisst registriert.

×

Ihr persönlicher Kunst-Agent

Sie wollen informiert werden, wenn in unseren kommenden Auktionen ein ähnliches Kunstwerk angeboten wird? Aktivieren Sie hier ihren persönlichen Kunst-Agenten.

Bitte akzeptieren Sie unsere Datenschutzbestimmungen

Sie wollen ein ähnliches Objekt kaufen?

Ihr persönlicher Kunst-Agent Kaufen im Private Sale Auktionstermine


Unsere Experten unterstützen Sie bei der Suche nach Kunstobjekten gerne auch persönlich.

Sie wollen ein ähnliches Objekt verkaufen?

Jetzt einliefern Verkaufen im Private Sale FAQ


Ihre Einlieferungen sind uns jederzeit willkommen. Gerne beraten unsere Experten Sie auch persönlich.
Kontakt zu unseren Experten

HAMPEL FINE ART AUCTIONS — one of the leading auction houses in Europe