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Tableaux du XIX - XX siècle
jeudi, 20 septembre 2012
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673
Giuseppe Boschetto,
1841 Neapel - 1918
Boschetto war Schüler von Morelli und Palizzi in Neapel und zählt zu den Begründern und führenden Kräften der realistischen Richtung in der italienischen Historienmalerei. Bereits mit seinem Erstlingswerk, wie "Galilei vor den Inquisitoren", 1865 sowie "Michelangelo am Arbeitstisch" erreichte er großes Aufsehen, auch seine "Lucrezia Borgia", 1870 fiel durch eine markante, historisch-politisch, z.T. provozierende Weise auf. Nicht selten ist sein herber Realismus anklagend. Ab 1872 in Mailand, 1873 in Paris und Wien auf internationalen Ausstellungen vertreten, trat er oft mit großformatigen Gemälden auf, wie etwa dem Kolossalgemälde "Die Proskriptionen Sullas". Sein Themeninteresse galt vor allem der Antike und der italienischen Geschichte, wie etwa dem Tod des Sokrates (1883 in Rom und 1885 in Neapel ausgestellt). Zwei seiner Werke befinden sich in der Pinakothek von Capodimonte in Neapel.
Prix de catalogue € 100.000 - 120.000
Prix de catalogue€ 100.000 - 120.000
$ 112,000 - 134,400
£ 80,000 - 96,000
元 785,000 - 942,000
₽ 10,328,000 - 12,393,600
PRO PATRIA OMNIA153 x 304 cm.
Rechts unten signiert.
Entsprechend den Hauptwerken des Künstlers widmet sich auch dieses Gemälde einer historischen Thematik, in großem, nahezu panoramahaftem Leinwandformat. Gezeigt ist eine antike Szene, in der mehrere antik gekleidete Frauen im Peristyl eines Tempels mit mächtigen Säulen dabei sind, ihr langes Haar zu opfern, um daraus die Sehnen für die Kriegsbogen herstellen zu lassen. Der Vorgang ist ganz bewusst in der Vorhalle des Tempels dargestellt, um mit diesem "Opfer" auch die Hilfe der Götter zu erbitten. Diesem Sinn entsprechend ist die im linken Mittelgrund stehende, junge Frau so dargestellt, dass sie aufrecht stehend ihren Blick nach oben zu einem hier im Bild nicht sichtbaren Götterbild richtet. Das Abschneiden der Haare übernehmen Priester und Vestalinnen. Auf einem antiken, schräg ins Bild gestellten Tisch sitzt eine junge Frau neben bereits aufgehäuften Haarlocken, während ihr das lange Haar abgeschnitten wird. Im Vordergrund hat der Maler in drastischer Realistik eine alte, erfahrene Frau gezeigt, die einen großen Bogen zwischen ihre Hände und die nackten Füße spannt, um die Festigkeit der aus den Haaren gebildeten Sehne zu prüfen. Die Anstrengung ist ihr ins Gesicht geschrieben. Bei der Darstellung handelt es sich wohl nicht um ein bestimmtes historisches Ereignis, sondern eher um die Verallgemeinerung des Themas der opferungsbereiten Frauen in Kriegssituationen. Im Hintergrund die vom Tempel aus tiefer liegende Stadt mit ansteigender, bergiger Landschaft, einzelnen Kampfszenen und Feuersbrünsten. Am rechten Bildrand ein Kämpfer mit korinthischem Helm und Rundschild, der mit den Zähnen die Festigkeit der Haarsehne prüft. Dahinter befindet sich vor den Säulen eines weiteren Tempels eine Athena-Statue mit erhobenem Speer, dem Symbol der Göttin der Kriegskunst. Das breitformatige, panoramahafte Gemälde insgesamt in bühnenhafter Theatralik aufgefasst, entsprechend ist auch die Beleuchtung eingesetzt. Der Farbauftrag pastos, raupinselig, bereits der sezessionistischen Malweise der ersten Jahre des 20. Jahrhunderts entsprechend. Hierbei ist in Erinnerung zu bringen, dass noch während der Zeit des Ersten Weltkrieges in Europa Millionen von Frauen ihr langes Haar für die Herstellung von robuster und zugfester Seile und Taue für die Kriegsschifffahrt geopfert haben.
Anmerkung:
Das Gemälde wurde 1906 in Mailand in der internationalen Kunstausstellung "Esposizione internazionale di belle arti" gezeigt, wobei für dieses Gemälde eine Postkarte gefertigt wurde. (8706499)
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