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Gemälde Alte Meister - Teil I
Donnerstag, 24. Juni 2021
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Josef Heintz d. J.,
um 1600 – um 1678
GROßE ALLEGORIE DER VENUS ALS FORTUNA ZWISCHEN GLÜCK UND UNHEIL – „FORTUNA MARINA“, UM 1625/30 Öl auf Leinwand.
137,2 x 97,8 cm.
Unsigniert.
Katalogpreis € 40.000 - 50.000
Katalogpreis€ 40.000 - 50.000
$ 44,800 - 56,000
£ 32,000 - 40,000
元 314,000 - 392,500
₽ 4,131,200 - 5,164,000
Zuweisung an den Künstler durch Expertise von Prof. Dr. Jan De Maere, 28.1.2021.
Joseph Heintz d. J. war Sohn des Joseph Heintz d. Ä. (1564-1609) und war ab 1617 in der Werkstatt von dessen Schüler Matthäus Gundelach (um 1566-um 1653) tätig. 1621, bevor es Heintz nach Italien zog, besuchte er vermutlich auch die Werkstatt des bekannten Buchmalers Johann Matthias Kager (1575-1634), der bereits Schüler von Hans Rottenhammer in Venedig war. 1625 war er jedoch schon in Italien, namentlich in Venedig und Rom, tätig und führte sogenannte „capricciosissimi“ aus, also dramatische Gemälde, in denen Ungeheuer mit Heldendarstellungen kombiniert wurden. Im Jahr 1632 hielt er sich in Venedig auf, wovon das Votivaltarbild in der Kirche San Fantino zeugt. Von 1634 bis 1639 war er in der Zunft (Fraglia) der Maler eingeschrieben. Am 30. November 1655 wird der Maler zusammen mit Nicolas Régnier (1590-1667) beauftragt, die Sammlung von Giovanni Pietro Tiraboschi zu schätzen. Im Jahre 1663 gab Graf Czernin, Bevollmächtigter von Kaiser Leopold I, mehrere Werke bei ihm in Auftrag.
Die bisherige Betitelung des Gemäldes „Allegorie der Fortuna“ bedarf einer Kommentierung. Das Bildzentrum beherrscht die Figur der in einer Muschel stehenden Venus. Das formale Motiv geht auf die „Geburt der Venus“ zurück, wie seit der Antike überliefert, wohl am bekanntesten von Sandro Botticelli (um 1445-1510) 1485 so ins Bild gesetzt, wie auch in der vorliegenden Auffassung von Heintz. Allerdings hält die Aktfigur hier ein rotes, geblähtes Velum, wodurch auf eine weiterführende Allegorie verwiesen wird. Über ihrem Haupt ein Stern, als Venusstern zu verstehen, Amor ist als Knabe beigesellt, der sich hier mit Seifenblasen beschäftigt, was zu Aussage der Allegorie beiträgt. Die Gesamtdeutung des Werkes geht jedoch aus den Darstellung des Hintergrundes hervor: Links lässt eine goldene Wolke einen Goldregen über eine friedliche Küstenlandschaft ausschütten, mit ruhig am Ufer anliegenden Schiffen. Rechts dagegen wird die Landschaft mit vulkanartig-feurigen Ausbrüchen gezeigt, darüber drohende Blitze in dunklen Wolken. Diesem Dualismus des „Weltgeschehens“ entsprechen auch die Figuren in der Muschel. Amor verweist mit seinen Seifenblasen auf die Kurzlebigkeit und das vergängliche Glück des Lebens. Der Hahn links unten steht für den Sonnenaufgang und Tagesanbruch, dagegen galt die rechts stehende Eule seit jeher symbolisch für die Nacht, gelegentlich auch für Unheil. In der Muschel liegen auf der Seite des Glückes gehäufte Gegenstände, die für friedliche Regierungen stehen sollen, wie Kronen, Zepter, aber auch die Fanfare des Ruhmes. Venus hat ihren Fuß abweisend auf eine nackte Männergestalt gestellt, die symbolisch dem Unheil zuzuordnen ist. So ist hier eine allegorische Kompilation von Venus und Fortuna vollzogen worden. Der Maler Frans Francken d. J. (1581-1642) hat um 1615 eine Darstellung „Fortuna marina“ geschaffen (Louvre, Paris), in der Fortuna - wie üblich - auf einer Kugel steht, ebenfalls jedoch mit einem Velum, das dort bereits einem Schiffsegel gleicht.
Weitere, genauere Analysen könnten die Deutung des Bildes noch wesentlich bereichern. In jedem Falle ist der Grundgedanke der Aussage die Devise „Amor vincit omnia“, die Liebe überwindet alles.
Die Stadt Augsburg stand seit jeher in enger Verkehrsverbindung mit Italien. So erklärt sich, dass der Augsburger Maler Anfang der 1620er Jahre nach Venedig ging, wo er ein halbes Jahrhundert bis zu seinem Tod arbeitete und nicht zuletzt auch seinen Einfluss auf die venezianische Malerei ausüben konnte. Von seinem Stiefvater Matthäus Gundelach, Augsburg, hat Heintz kaum Anregungen übernommen. Die feine Maltechnik, die ausgesprochen elegante, manieristische Haltung der Aktfigur weisen auf ihn hin, wenngleich hier auch stilistische Übernahmen von seinem Vater J. Heintz d. Ä. zu erkennen sind. Dem entspricht auch die Annahme des Experten Jan De Maere, der das vorliegende Werk in die Anfangsphase des Aufenthaltes in Venedig reiht. Ferner wird dort auf Bildvergleiche verwiesen, wie „Madonna Rosario mit den Hll. Domenico und Katharina“ (Dorotheum, 4.3.1997, Lot 8), oder „Triumph des Neptun und Amphitrite / Triumph des Pluto“ (Ader, Paris, 20.12.1994, Lot. 23). A. R.
Literatur:
Julia Niewind, Joseph Heintz d.J. und die Zeremonien der Serenissima - Die venezianische Festkultur des 17. Jahrhunderts im Werk eines Augsburger Malers, Diss., Trier 2017. (1270471) (1) (11)
Joseph Heintz the Younger,
ca. 1600 – ca. 1678
LARGE ALLEGORY OF VENUS AS FORTUNA BETWEEN LUCK AND DISASTER – “FORTUNA MARINA”, CA. 1625/30
Oil on canvas.
137.2 x 97.8 cm.
Unsigned.
Attribution to the artist thanks to the expert’s report by Professor Dr Jan De Maere, 28 January 2021.
Literature:
J. Niewind, Joseph Heintz d.J. und die Zeremonien der Serenissima - Die venezianische Festkultur des 17. Jahrhundert im Werk eines Augsburger Malers, Dissertation Trier 2017.
Dieses Objekt wurde mit dem Datenbestand des Art Loss Registers individuell abgeglichen und ist dort weder als gestohlen, noch als vermisst registriert.
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