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Gemälde Alte Meister - Teil I
Donnerstag, 23. September 2021
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313
Giovanni Paolo Panini,
1691 Piacenza – 1765 Rom
FORUM IN ROM MIT COLOSSEUM, KONSTANTINSBOGEN UND DEM BORGHESISCHEN FECHTER Öl auf Leinwand. Doubliert.
74 x 98,5 cm.
Signiert und datiert „I. P. Panini Romae 1742“.
Katalogpreis € 120.000 - 150.000
Katalogpreis€ 120.000 - 150.000
$ 126,000 - 157,500
£ 96,000 - 120,000
元 916,800 - 1,146,000
₽ 13,231,200 - 16,539,000
Das Gemälde in beachtlichem, leicht betontem Querformat, bietet den Blick über antike Steinfragmente hinweg auf zwei der bedeutendsten römischen Bauwerke der Antike. Während das gewaltige Bauwerk des Colosseums von links ins Bild hereinzieht, in seiner Biegung, Beleuchtung und Durchlichtung der Bögen dramatisiert, erhebt sich der leicht verschattete Konstantinsbogen aus dem mit Gras bewachsenen Gelände, das noch im 18. Jahrhundert Campo Vaccino (Kuhweide) genannt wurde. Dazwischen zieht der Blick in die westliche Fortsetzung des Forums.
Das Colosseum wurde um 72 nach dem Jüdischen Krieg durch Kaiser Vespasian errichtet, finanziert aus der Beute des Jerusalemer Tempelschatzes. Der Bogen rechts dokumentierte, als Triumphbogen, den Sieg Kaiser Konstantins, nach der Schlacht gegen Maxentius 312 bei der Milvischen Brücke.
Der Betrachterstandpunkt liegt unweit nördlich der antiken Via dei Verbiti. Die Gesamtdarstellung wird an den Bildrändern seitlich abgeschlossen, links in Form einer Baumkrone, rechts durch ein antikes Mauerwerk, darunter eine schräg angelehnte Steinplatte mit figürlichem Relief. Dieser künstlerisch freien, willkürlichen Zutat entspricht auch die Steinfigur des sogenannten Borghesischen Fechters, der nicht aus dem Forum selbst stammt, sondern erst um 1610 aus den Überresten der Villa Nero bei Porto d'Anzio ausgegraben wurde. Von Camillo Borghese 1807 an Napoleon verkauft, befindet er sich heute im Louvre, und war schon im 18. Jahrhundert eine der am meisten kopierten und bewunderten Bildwerke der Antike. Dies ist hier insofern von Interesse, als dass Panini diese Figur noch im Palazzo Borghese in Rom selbst bewundern und skizzieren konnte. Kompositorisch fungiert die Statue im Bild mit ausladendem Arm nun als eine ins Zentrum weisende Geste, aber auch als Pendant zum Relief rechts, das eine Mänade zeigt, die vor einem bärtigen Alten ebenfalls nach rechts flieht. Das bedeutet auch, dass Panini diese bewegten figürlichen Motive – im Gegensatz zu den statischen Bauwerken bewusst als Kontrast eingesetzt hat.
Belebt wird die Forum-Landschaft überdies durch mehrere Staffagefiguren, wie eine im Vordergrund auf Steinbrocken sitzende Frau mit Kind und die noch im fernen Hintergrund durch die Bogenöffnung sichtbaren Wanderer. Von Interesse sind die beiden Figuren links. Ein junger Mann betrachtet aufmerksam die Steinfigur, der rechts daneben Sitzende teilt dessen Interesse. Dies ist ein Motiv, das wir in der Folge bei Gemälden dieses Genres immer wieder finden. Die Betrachtung von Objekten der Antike wurde alsbald zum eigenständigen Bildthema.
Zu den wichtigen Qualitätsmerkmalen dieses Gemäldes zählt die Beleuchtung des Bildganzen. Wie üblich, hat Panini sie äußerst differenziert eingesetzt. Ein hoher Wolkenhimmel zieht über die Architekturen hin, die hellsten Wolkenpartien liegen hinter den Mauern des Kolosseums und lichten die Bögen auf, wodurch das gewaltige Bauwerk fast zu leicht scheint, zudem links etwas schief gestellt, wie leicht eingesunken, was auch dem aus dem Bodengrund auftauchenden Konstantinsbogen gedanklich entspricht. Letztlich sollte hier die „versunkene“ antike Vergangenheit zum Sprechen gebracht werden. Das Motiv „versunkener“ Bauwerke des Forums hat Panini in weiteren Bildern noch exzessiver vorgeführt.
Das Gemälde kann als eine der bedeutenden Leistungen Paninis gesehen werden, der für seine Vedutenmalerei bekannt wurde. Als Schüler des Bühnengestalters Francesco Galli Bibiena (1659-1739), auf den wohl auch Paninis Sinn für die Theatralik in seinen Antikenlandschaften zurückgeht, zog er 1711 nach Rom, wo er auch mit Canaletto (1697-1768) in Berührung kam. Als Leiter der Dekorationsarbeiten für etliche Römische Paläste schuf er nebenbei auch Gemälde, die römische Plätze und Festlichkeiten verewigen sollten, wie etwa das Fest auf der Piazza Navona (Louvre usw). Er wurde bald als Dozent an die Accademia di San Luca und die Académie de France in Rom berufen. Hier kam auch Jean-Honoré Fragonard (1732-1806) unter seinen Einfluss. 1718 wurde er Mitglied der Congregazione dei Virtuosi al Pantheon. In seiner Werkstatt arbeiteten auch Hubert Robert (1733-1808) sowie sein Sohn Francesco Panini (1745-1812). Besonderen Ruhm brachten ihm seine Festausstattungen für bedeutende Staatsereignisse ein, wie etwa zur Geburtsfeier des französischen Thronfolgers oder 1745 für die Hochzeit des Dauphins. Für Papst Innozenz XIII schuf er Ausmalungen im Quirinalspalast.
Das vorliegende, im Werkverzeichnis abgebildete Gemälde weist inhaltliche Bezüge zu weiteren Werken Paninis auf, wie etwa einem Bild gleichen Themas in Dublin, National Gallery of Ireland, Nr. 725., WVZ Nr. 285 oder mit WVZ 375, dort jedoch mit einer Vase anstelle des Fechters (Neapel Nationalgalerie), ferner WVZ 426 (British Museum London).
In gutem Zustand. A.R.
Provenienz:
Italienische Privatsammlung.
Publiziert und abgebildet in:
Ferdinando Arisi, Gian Paolo Panini e i fasti della Roma del ´700, Editore Ugo Bozzi, Rom 1986. Abb. S. 389, Tafel Nr. 316. (1281681) (3) (11)
Giovanni Paolo Panini,
1691 Piacenza - 1765 Rome
FORUM ROMANUM WITH COLOSSEUM, ARCH OF CONSTANTINE AND BORGHESE GLADIATOR
Oil on canvas. Relined.
74 x 98.5 cm.
Signed and dated „I. P. Panini Romae 1742“.
The content of the present painting illustrated in the catalogue raisonné (CR) shows references to other paintings by the artist such as a painting with the same subject held at the National Gallery of Ireland, Dublin, no. 725, CR no. 285 or CR no. 375, however, there with a vase instead of the Gladiator (National Gallery, Naples) and CR no. 426 (British Museum, London). In good condition.
Provenance:
Private collection, Italy.
Published and illustrated in:
F. Arisi, Gian Paolo Panini e i fasti della Roma del´700, Editore Ugo Bozzi, Rome 1986, ill. p. 389, panel no. 316.
Dieses Objekt wurde mit dem Datenbestand des Art Loss Registers individuell abgeglichen und ist dort weder als gestohlen, noch als vermisst registriert.
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